Wie äußert sich Verlustangst und Bindungsangst in einer Beziehung? Lerne jetzt die Folgen.

Bindungsangst vs. Verlustangst: der Unterschied
Emanuel Albert [Beziehungscoach, Autor & Ex-Zurück Experte]
“Habe ich Bindungsangst oder Verlustangst? Und wie gehe ich mit meiner Bindungs– oder Verlustangst um? Das uns mehr finden wir jetzt gemeinsam heraus.”
Key takeaways
+ Bindungsangst und Verlustangst sind zwei verschiedene Dinge
+ Menschen mit Bindungsangst leben im ständigen Widerspruch mit sich selbst
+ Da beide Ängste am Anfang ähnlich wirken, entstehen in Beziehungen böse Überraschungen
+ Die folgenden Warnzeichen helfen dir, sie rechtzeitig zu erkennen und mit den Tipps am Ende klappt auch die Beziehung
Inhalt
Was ist der Unterschied zwischen Verlustangst und Bindungsangst?

Der eine kann von Nähe nicht genug bekommen und dem anderen ist sie eindeutig zu viel.
Die eine klammert ständig und die andere braucht unbedingt ihren Freiraum.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass du bereits weißt, wer wen in diesen Gleichungen darstellt.
Die Rede ist von der berühmt-berüchtigten Verlustangst und ihrer schüchternen Kontrahentin, der Bindungsangst.
Unser Team erlebt beide Ängste tagtäglich bei unseren Klienten im Coaching. Und beide Ängste treiben oftmals einen tiefen Keil zwischen zwei Liebenden.
Was sagt die Psychologie zur Verlustangst und Bindungsangst?
Die Psychologie und die Forschung sind sich so weit einig, dass beide häufig ihre Wurzel in der Kindheit der Betroffenen haben.
Sprich, wenig Nähe und Aufmerksamkeit der Bezugspersonen. Aber auch Trennungen in der näheren Vergangenheiten können ihren Teil dazu beitragen.
Doch so ähnlich die Hintergründe seien mögen, sind beide ziemlich verschieden.
Wie verschieden?
Gute Frage! Um das wirklich zu verstehen, lade ich dich herzlich auf einen kleinen Exkurs hinter die Kulissen ein.
Was ist Bindungsangst?

Fürs Erste möchte ich dir folgende Definition an die Hand geben:
Menschen mit Bindungsangst haben Probleme, anderen näherzukommen bzw. Nähe zuzulassen und sich zu öffnen.
Bei diesen Menschen fehlt oft das notwendige Commitment und Tiefe, um eine langfristige Beziehung aufzubauen.
Darum spürst du bei diesen Menschen immer eine gewisse Kälte oder Abwesenheit, sobald du ihnen näher kommen möchtest.
Weshalb ich gerne auf das Bild des Pinguins zurückgreife.
Wie tickt der Pinguin (Bindungsangst):
- Denkt gerne kurzfristig
- Legt sich ungern fest für die Zukunft (Familie, Ehe etc.)
- Verzweifelt auf der Suche nach dem Perfect Fit
- Braucht Abstand
Der Pinguin ist nicht ohne und weckt auch in mir viele unschöne Erinnerungen. Wie an Partnerinnen, die auf den ersten Blick für die Ewigkeit geschaffen aussahen und doch einfach weggerutscht sind.
Mein Fehler?
Ich habe den Pinguin wie einen Südseefisch behandelt.
Wenn du dich jetzt fragst, was ich damit meine, dann pass gut auf!
Was ist Verlustangst?

Wenn in dir jemals der bloße Gedanke verlassen zu werden Panik ausgelöst hat, dann bist du bei Südseefischen in guter Gesellschaft.
Südseefische sind für mich die Menschen, die Wärme suchen und daher die Nähe zum Partner brauchen.
Entzieht man ihnen diese Nähe oder droht alleine mit dem Verlust, löst es bei diesen Menschen akute Panikzustände aus.
Wie tickt der Südseefisch (Verlustangst):
- Denkt gerne langfristig
- Legt sich gern fest für die Zukunft (Familie, Ehe etc.)
- Verzweifelt auf der Suche nach dem Partner fürs Leben
- Braucht Nähe
Bindungsangst vs. Verlustangst: weitere Unterschiede

Wie du siehst, sind beide ziemlich gegenteilig. So treffen beide auf Konflikt in den folgenden Szenarien:
Pinguin (Bindungsangst) Vs. Südseefisch (Verlustangst)
Pinguin | Südseefisch |
Keiner kontrolliert mich |
Ich will die Kontrolle |
Ich mag kein Commitment | Ich brauche Liebesbeweise |
Ich brauch Zeit für mich | Ich will dich oft sehen |
Ich brauch Abstand | Ich will dich oft berühren |
Das geht mir zu schnell | Ich will mit dir verreisen |
Heiraten ist nicht mein Ding. Frag mein Ex! | Ich will heiraten |
Du bist nett, aber wir brauchen Abstand | Du bist der „Eine“ |
Und ich bin schon verplant | Ich habe ne Stunde mehr Zeit |
Das große Dilemma: Beide verdanken ihre toxischen Verhaltensweisen, negativen Erfahrungen (Scheidung, Tod, Trennung etc.) und sind damit auf den ersten Blick fürs ungeübte Auge nur schwer unterscheidbar.
Denn auch ein Südseefisch wird erst mal scheu sein.
Zu tief sitzt der Schmerz der letzten unglücklichen Beziehungen. Und so kommt es, dass du glaubst, mit einem Pinguin zusammen zu sein, aber am Ende jemanden hast, der klammert. Ups.
Was tun bei Bindungsangst und Verlustangst?

Du hast jetzt erfahren, dass man unmöglich beide Ängste mit derselben Strategie behandeln.
Wichtig: Schwerer wird es, wenn die betroffene Person sowohl Bindungsangst als auch Verlustangst vorweist.
Ja, das kann vorkommen und kommt sogar oft vor.
Vorsicht: All diese Ängste sind ganz sensible Fälle, bei denen ich dir dringend ans Herz lege, die Hilfe eines professionellen Coaches aufzusuchen.
Hilfe zu suchen ist nie ein Zeichen der Schwäche, vor allem wenn es um die Liebe geht.
Was tun bei Bindungsangst?
Geduld – ist der Schlüssel. Und ja, das heißt auch mal auf die Bremse zu treten und einen Gang zurückzuschalten.
Auch wenn du es gerne schneller hättest, setzt du damit die richtigen Zeichen:
„Hey, alles easy – alles cool. Ich bin fein damit, wenn du fein bist.“
Was tun bei Verlustangst?
Vertrauen – ist wichtig. So ist es ratsam, hin und wieder deine Komfortzone zu verlassen und sich in beidem zu üben: Nähe und Abstand.
Tu das, wenn du oder dein Partner Bindungsangst oder Verlustangst hat
Es muss Aktivitäten geben, die ihr beide teilt und welche, die ihr für euch allein ausübt. Momente als Paar und Momente getrennt, jeder für sich selbst.
Momente als Paar:
- Ein gemeinsamer Kurs (Kochen, Töpfern, Tanzen etc.)
- Ein gemeinsamer Kinoabend (z. B. jeden Donnerstag)
- Ein gemeinsamer Spieleabend
Momente allein:
- Ein neues Hobby (Malen, Basteln, Tanzen etc.)
- Ein Abend mit den Freunden (z. B. jeden Montag)
- Ein Tagebuch (z. B. jeden Abend)
Nur um ein paar Beispiele zu nennen, mehr findest du in meinem kostenlosen Ratgeber.
Bindungsangst oder Verlustangst? Teste, dich
Zeit, um zu checken, wie gut du wirklich aufgepasst hast und ob der Artikel dich ein wenig schlauer gemacht hat!
Lies dir den folgenden kurzen Fall durch und sag uns in den Kommentaren, welcher der Ängste Eric am ehesten gleich kommt.
Die Lösung findest du im Fazit.
Fallbeispiel
Eric und Natalie waren zu Beginn beide das Vorzeigebeispiel einer glücklichen Beziehung. Doch nach einem kurzen Vorschlag von Natalie, ihre Eltern kennenzulernen, machte Eric am nächsten Tag plötzlich Schluss. Zwei Monate später kam er mit Komplimenten zurück und eroberte Natalie abermals in Sturm … nur um sie drei Wochen später wieder fallen zu lassen. Seitdem hängt das Paar in einem toxischen Kreislauf fest.
Weißt du es?
Kleiner Tipp: Es können auch zwei infrage kommen 😉
Fazit & deine nächsten Schritte
Hurra!
Du hast nun erfahren, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede Bindungsangst und Verlustangst haben, und wie ihre Folgen aussehen können.
Plus: Du hast die ersten Zutaten zu einer glücklichen Beziehung mit Partnern aus dieser Ecke kennengelernt.
Falls du es vergessen hast, ist das dein Stichwort noch mal hochzuscrollen. Das Thema ist einfach zu wichtig, um dich mit Grauzonen zufriedenzugeben.
Lösung
Eric ist einer dieser nicht seltenen Fälle, die sowohl Bindungsängste als auch Verlustängste vorweisen. Der Vorschlag von Natalie, ihre Eltern zu treffen, hat seine Bindungsängste aktiviert. Seine Reaktion: Rückzug. Doch der Verlust von Natalie hat Verlustängste ihn im getriggert, da jetzt eine Leere gefüllt werden muss. Und so geht das Spiel weiter und weiter, wenn keine professionelle Hilfe eingeschaltet wird.
Und hier kommen wir ins Spiel.
Solltest du oder dein Partner unter Bindungsangst und/oder Verlustangst leiden, bitte ich dich – geht da nicht allein durch.
Wundervollen Paare wie euch beiden wieder auf die richtige Bahn zu lenken ist unser täglich Brot, also nur zu.
Wir freuen uns auf dich
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Weitere spannende Artikel folgen noch. Dranbleiben lohnt sich!
Alles Gute, dein Date Doktor Emanuel
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Quellen
Shaver, P. R., & Mikulincer, M. (2002). Attachment-related psychodynamics. Attachment & Human Development, 4(2), 133–161. https://doi.org/10.1080/14616730210154171