„Kannst Du nicht etwas zu dem Film Ruby Sparks bloggen?“

„Der Film ist schon seit letztem Jahr in den Kinos,“ erwidere ich.

„Ja, aber den haben doch nicht so viele gesehen.“

„Und deshalb soll ich jetzt darüber bloggen? Super…“

„Nein, aber vielleicht ist er ja gut für ein DVD-Date. Ich würde es gerne wissen. Bitte!“

Wer kann einer solchen Bitte schon widerstehen?

Tatsächlich fasst Zoe Kazan, die Drehbuchautorin von „Ruby Sparks“, eine interessante Beziehungsproblematik an. Was kann passieren, wenn man seinem Traumpartner begegnet und tatsächlich mit ihm zusammenkommt? Nicht alles geht gut, das kann ich als Beziehungscoach bestätigen. Doch bei Ruby Sparks spielt Zoe Kazan auch noch die weibliche Hauptrolle. Und neben wem? Jetzt kommt’s! Neben ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler Paul Dano. Ich muss schmunzeln. Er muss die Suppe auslöffeln, die ihm seine Zoe eingebrockt hat. Warum soll es ihm auch anders gehen, als uns anderen Männern. Ich freue mich schon auf den Film und bin gespannt.

Zur Geschichte. Der junge Schriftsteller Calvin (eben Paul Dano) ist ein unauffälliger Eigenbrötler, der vor zehn Jahren einen Buchhit geschrieben hat. Von dem Ruhm sind nur noch Schattenseiten übrig. Überhöhte Erwartungshaltungen durch sich selbst und seine Außenwelt zerfressen den Dauergast eines Psychologen. Er leidet unter einer Schreibblockade und Einsamkeit. Die einzigen, mit denen er kommuniziert, sind sein unsensibler Bruder, sein Psychiater und sein schlecht erzogener Hund. Der Bruder irritiert mich. Für ihn wurde Chris Messina als Schauspieler gewählt. Völlig unpassend. Er sieht Paul Dano überhaupt nicht ähnlich. Sofort fällt mir ein, wie viele Mütter fremdgehen und heimlich Kuckuckskinder in der Ehe unterbringen. Über so etwas wollte ich eigentlich nicht nachdenken, während ich eine Liebeskomödie sehe. Danke, Zoe!

Plötzlich beginnt Calvin (Paul Dano) von einer perfekten Partnerin (eben Zoe Kazan) zu träumen. Diese Muse erwischt ihn so süß und intensiv, dass er beginnt seine Träumereien mit seiner alten Schreibmaschine fest zu halten. Er tauft die Traumfrau Ruby Sparks. Die Überraschung ist groß, als wenige Tage später Ruby plötzlich wie durch ein Wunder leibhaftig, exakt wie geschrieben, vor ihm steht. Er kann sein Glück nicht fassen. Ruby hat keine Ahnung, dass sie der Feder, besser Schreibmaschine, Calvins entsprungen ist. Er ignoriert das und stürzt sich Hals über Kopf in eine unglaublich glückliche Liebesbeziehung.

Doch nach der ersten Verliebtheitsphase, emanzipiert sich Ruby. Das Aufeinander- Rumgeglucke und Zu-Hause-Gebleibe von Calvin langweilt sie. Sie ist ein quirliger Geist und will entsprechend mehr, will etwas erleben, etwas studieren. Calvin ist damit völlig überfordert. Zwischen Eifersucht und Unverständnis beginnt er etwas, dass sich viele frustrierte Partner wünschen würden. Er greift zur Schreibmaschine und ändert durch Umschreiben von Rubys Charakter auf dem Papier tatsächlich den Charakter der fleischgewordenen Ruby.

Was sehr schön herauskommt ist, dass – wie im echten Leben – selbst Korrekturen am Partner die Beziehung nicht immer verbessern. Schnell wird alles noch komplizierter.

Doch zu den Schattenseiten des Streifens. Die Idee von Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Zoe ist ja süß, aber leider viel zu sehr durch Schwarz-Weiß-Klischees und eine weibliche Brille geprägt. Die Figur des Schriftstellers Calvin ist viel zu weiblich und emotional angelegt, die Rolle des Bruders, der männliche Gegenpart, zu grob.

Dieser Film funktioniert als netter Date-Film. Ganz klar: Liebes- und Beziehungsherausforderungen sind das zentrale Thema. Aber so richtig in Stimmung kommt man nicht. Die sehr verschiedenen Strömungen, nämlich als Frau eine männliche Kernfigur zu schreiben, der von ihrem echten Partner gespielt wird und dann auch noch selbst die weibliche Hauptrolle zu spielen und das Ganze in einem Fantasieroman, schien die arme Zoe Kazan überfordert zu haben. An einigen Stellen hatte ich prompt das Gefühl, es werden tatsächliche Beziehungsprobleme der beiden aufgearbeitet. So wird der Film zum Ende hin etwas komisch und verworren und hat ein zwar überraschendes aber keineswegs gekonntes Ende.

Wer die Hintergründe kennt und Lust hat, sich auf eine weibliche Sozialstudie einzulassen, kann viel Spaß haben. Ich wünsche daher allen, die sich Ruby Sparks ansehen wollen, einen schönen DVD-Abend – mit Date oder allein!

Euer Date Doktor Emanuel