„Deine Kinokarte war eigentlich für mein Date gedacht…“ der Bekannte streckte mir die Karte für den neuen James Bond Skyfall entgegen.

„Na super.“ So wandert die Karte vom Date zum Date Doktor. Wenigstens kann ich den Streifen auf Herz und Niere nach seiner „Dating-Fähigkeit“ prüfen. Kurz die Frage danach, ob ich es empfehlen würde, dort ein so sensibles Treffen wie das erste Date hinzuverlegen.

Der Werbeblock wäre schon mal auf klassische Art und Weise katastrophal.

Viel zu glatt- und gutaussehende Beaus und Models geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und hüpfen von einem Spot in den nächsten. Die beiden kleinen Mädchen rechts neben mir kamen aus dem „Oh“ und „Ah“ und „Cool!“ gar nicht mehr raus. ‚Wer hatte die hier eigentlich reingelassen? Ist der aktuelle James Bond schon ab 6?‘ schweifte ich kurz ab.

Egal. Auf jeden Fall kann es gefährlich beim Dating werden, wenn zu viele tolle Menschen über den Screen hüpfen. Leistungsdruck, sich vergleichen und hässlich fühlen, … All das sind keine gute Grundlage um dem Anderen gegenüber selbstsicher und locker zu erscheinen. Aber gerade bei den ersten Dates ist das das Wichtigste!

Aber James Bond, sprich Daniel Craig, macht‘s auf tragische Weise wett.

Skyfall! Der Titel hätte mir zu denken geben müssen. Denn Nomen est Omen und hier wird klar verraten was los ist. Der bekannte Ultra-Agent ist von seinem Heldenhimmel zum grottigen Langweiler gefallen. Zu Filmbeginn war dies vom Regisseur (Sam Mendes) noch so gewollt und 007 gammelt als Beinahe-Alkie durch den Streifen. Ein Rolle, die Daniel Craig erstaunlich leicht fällt. Doch als der Film selbst noch weit in die zweite Hälfte Durststrecken von Langweile aufweist und mit dünnen, uncoolen Dialogen aufwartet, wird es gruselig. ‚Jetzt wäre ein Date toll!‘ denke ich. Man könnte sich gegenseitig Mut zusprechen. Man könnte gemeinsam über die gähnende pseudo-coolen Dialoge lästern. Das wirkt vereinend und befreiend. Denn leider schienen die Drehbuchautoren bei den einsilbigen Dialogen von Han Solo und Prinzessin Leia abgeschrieben zu haben. Vielleicht fand Sam jeden Satz so witzig, dass er sie einzeln in ewige Wirkungssekunden gepackt hat. Hatten Sie beim Dreh ein Bierchen zu viel, Herr Mendes?!

Date-Mann kann sich also entspannt zurücklehnen, einerseits um besser auszuharren, andererseits weil Bond alt und teils schon senil wirkt.

Doch wie geht es Date-Frau? Klassischerweise hat sie harte Konkurrenz durch heiße, sich räkelnde Leinwand-Schönheiten. Aber Glück gehabt. Es gibt kein Bond Girl. – Was, kein Bond-Girl?

Na gut, zwei Damen kommen in dem Streifen vor. Naomie Harris und Bérénice Marlohe. Natürlich sind sie süß und klimpern mit den Wimper. Aber was nutzt das, wenn sie kaum zu sehen sind und sich dümmer anstellen und teils früher sterben als die unemanzipierten Bondgirls der 60er und 70er? In den wenigen Sekunden, in denen sie wirken könnten, geben sie sich übertrieben Bond-notgeil. Sonst macht das Sinn, aber für einen abgehalfterten 007? Außerdem ist es nichts Neues, dass eine übertrieben hohe Willigkeit der Frau den Männern eher Furcht einflößt und sie verjagt. Sei’s drum, Naomie Harris und Bérénice Marlohe wurden hier verheizt und so kann auch Dating-Frau sich entspannt zurücklehnen und die Krallen wieder einfahren.

Wer bleibt übrig? Die olle M. (Judi Dench). Sie möge mir das verzeihen, aber der Publikumsliebling wird sie durch ihr Verhalten in Skyfall auf keinen Fall. Und auch sonst braucht man als Date-Dame vor diesem eher reiferen Jahrgang in korrekter Kleidung wenig Angst zu haben. Judi Dench wird Ihnen nicht gefährlich.

Doch das Date wird noch besser.

Ganz zum Schluss, als man sich schon gefragt hat, ob alles genauso enden wird, da zieht der Streifen nochmal an. Ist es Javier Bardems große Schauspielkunst (sorry Daniel, er spielt dich einfach an die Wand)? Sind die Drehbuchautoren wieder nüchtern und strengen sich nochmal an? Das Ende rockt. Und genau mit dieser Beschleunigung geht man aus dem Kino. Ideal um mit dem Date etwas Kleines zu trinken. Nur Achtung, wichtiger Dating-Tip, der Film hat Überlänge (143 Minuten). Sollte Ihr Date erwähnen, morgen früh im Büro sein zu müssen, kommt es sehr gut, wenn Sie in dieselbe Leier einstimmen. Betonen Sie „kurz“ etwas trinken gehen zu wollen und dann auch gleich heim zu müssen. Wenn Sie das dann nach dem Drink oder Kaffee auch noch so durchziehen und Ihre Herzdame bzw. Ihren Herzbuben nach Hause schicken, haben sie ein weiteres Mal gepunktet. Und das wär‘ gar nicht so schlecht für ein so riskantes Kino-Date.

Auf einer Dating-Skala von 0 (=absolut Date-untauglich) bis 10 (=absolut Date-tauglich), verpasse ich dem James Bond Skyfall eine glatte und gute 7. Für mehr war er einfach zu lang.

Mein Bekannter und ich strömen mit den anderen Zuschauern aus dem Saal und stehen auf der verregneten Straße. Es ist ungastlich, November (siehe Artikel zu November-Blues) eben. Noch ein wichtiger Dating-Tip: Wählen Sie unbedingt ein Kino, vor dem es gleich ein gemütliches Lokal gibt oder haben Sie einen guten Vorschlag in der Nähe parat. Mir war jetzt nur nach der gemütlichen Couch zuhause.

„Und wenn sie das nächste Date auch absagt, würde ich mir Gedanken machen. Dann rufst Du mich an.“ Ich drücke ihm zur Verabschiedung die Hand.

„Klar,“ lachte er. „Dann hol‘ ich mir ein paar Dating-Tipps vom Date Doktor.“

„Die machen manchmal den Unterschied,“ zwinkere ich. „Viel Glück!“

Also, Euch allen viel Spaß beim Daten im James Bond Skyfall!