Twilight Biss zum Ende der Nacht Breaking Dawn 2

Twilight Bis(s) zum Ende der Nacht Breaking Dawn 2

DER angebliche Date-Film ist im Kino! Ich will es als Date Doktor genau wissen und gehe in Twilight Breaking Dawn 2, auf Deutsch „Bis(s) zum Ende der Nacht“!

Zuerst stellt sich die Frage: Date-Film für wen? Für einen Jungen, der ein Mädchen beeindrucken will? Vielleicht. Für ein Mädchen, dass einen Jungen beeindrucken will? Überraschenderweise vielleicht auch, aber dazu später mehr.

Das wahre Fiasko für mich begann beim Kartenkauf. Bei der Bemühung eine Vorpremierenkarte zu ergattern hatte es mich eiskalt erwischt: Ladies Night! Und zwar so richtig. Die Mädels wurden vor Filmbeginn mit Preisausschreiben und Schokolade angefüttert und in Stimmung gebracht. Na super! Wenigstens war mein Sitz in der hintersten Reihe direkt am Ausgang. Ein guter Fluchtweg. Zeit mich ganz in Ruhe mit Nachos und Bier zu bewaffnen.

Bevor ich zu „Twilight – Biss zum Ende der Nacht“ komme, muss ich meine Ladies Night-Impressionen verdauen.

Als Date Doktor weiß ich, in einer Menschenmenge gibt es einen idealen Frauenanteil. Bei diesem idealen Frauenanteil ist Mann Hahn im Korb, lebt sehr entspannt, tut sich leicht beim Kennenlernen oder dabei einen kleinen Flirt zu haben. Dieser ideale Frauenanteil ist bei einer Ladies Night, mit fast 100% Frauen im Raum, mehr als weit überschritten. Hier ist Mann Fremdkörper, ein ungebetener Gast, ein Freak. Und dass die Frauen Twilight-Fans sind, macht es nicht besser. Ich habe von weiblichen Fans gehört, die sich bei einer Autogrammstunde am Hals verletzt hatten um für Robert Pattinson tatsächlich zu bluten. Armer kleiner Kerl, dachte ich. Gruselig.

Frauen besitzen für uns Männer unnachvollziehbare Eigenschaften. Eine davon ist die Fähigkeit, selbst bei den spannendsten Stellen im Film aufs Klo zu gehen. Wie konnte ich das vergessen? Der Film läuft gerade mal zehn Minuten, da trabt die erste Kolonne hinter mir zur Tür. Mein Tipp, auch an die Frauen, setzt Euch niemals bei einer Ladies Night nah an den Ausgang.

Auch bei welchen Witzen gelacht wird, definiert ein 100%-Frauenkino völlig neu. Ich musste mir manchmal fest auf die Zunge beißen, um nicht als einziger laut loszulachen. Für andere Szenen hatte ich maximal ein müdes Lächeln, während sich der gesamte Saal in einem begeisterten Crescendo hellen Gekreisches erhob. Ich lehnte mich zurück. Gut, dass ein freier Platz Sicherheitsabstand zu meinen drei Nachbarinnen war. Sie hatten mich von Anfang an argwöhnisch beäugt und mir so nicht nur über Stil und Haarschnitt signalisiert, dass sie an Männern weniger als gar nicht interessiert waren und ich störte.

Aber nun endlich zu Twilight – Breaking Dawn 2 und ob der Film als Date-Film taugt.

Ich wollte es nicht zugeben, aber Männer kommen bei diesem Mainstream-Streifen auf ihre Kosten, denn es gibt Superkräfte. Ein Vampir zu sein, so Twilight, ist nämlich das Größte. Neo mit seinen Fähigkeiten in der Matrix kann daneben einpacken. Nie mehr altern, atmen, krank sein, verletzt sein. Magisch tiefrote Augen haben, während die Twilight-Vampire locker volles Tageslicht aushalten. Es geht noch weiter: Wände hochklettern, auf Häuser springen, sich von einem Felsen schmeißen können und … wait for it … nie mehr schlafen müssen. Interessiert?

Außerdem hat fast jeder Vampir eine spezielle eigene übernatürliche Fähigkeit. Oft denke ich, ich sitze nicht in Breaking Dawn sondern Breaking X-Men. Wahrscheinlich wollten Autorin Melissa Rosenberg und Regisseur Bill Condon dem allgemeinen Hype von Transformers, Avengers und Co. folgen, um auch ein paar Bubenherzen höher schlagen zu lassen. Ist ihnen gelungen, ich hatte Spaß.

So könnten Bella (Kristen Stewart) und Edward (Robert Pattinson) nun auch endlos Liebe machen. Wie bei echten Menschen sprechen sie aber nur darüber, anstatt es zu tun. Ich muss schmunzeln.

Doch im Herzen bleibt Twilight Bis(s) zum Ende der Nacht ein waschechter Frauenfilm. Die Heldin ist eine Frau, das tolle Kind ist eine Tochter und als Bella mit einem Geschenk überrascht wird, ist es ein perfekt eingerichtetes Haus im Wald. Gefühlte Stunden wird die gesamte Einrichtung bis hin zu einem perfekt weiß eingerichtetem Zimmer gezeigt. Der Frauensaal seufzt andächtig und beeindruckt.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist der Film noch mehr für die breite Masse gemacht. Er kommt komplett ohne gruselige Vampir-Szenen aus, sondern stilisiert den Vampir zu einem Superhelden, der für Familienwerte kämpft. Richtig, bei diesen Kämpfen rollen Köpfe – aber ganz ohne Blut, als ob alle aus Kunststoff wären.

Über einen gut aufgebauten Spannungsbogen kommt auch schon der Show-Down. Die beiden Lager mit den Guten (für Familiensinn) und Bösen (für Tradition) stehen sich gegenüber. Ich verrate, was man in der Vorschau sehen kann: Es kommt zum großen finalen Kampf. Ist Twilight doch ein Männerfilm? Nein, die Frauenfiguren dominieren, wenn auch nur leicht, das Bild. Außerdem geht es bei dem großen Kampf  ja nicht darum, einen Ring der Macht zu retten, sondern eine Tochter und die dazugehörige Familie. Das ist ein großer Unterschied, kurz, den Mädels gefällt’s.

Auf der Dating-Skala gewinnt der Streifen dadurch Punkte, denn plötzlich fällt mir auf, dass über den gesamten Film hinweg Werbung für eine glückliche junge Familie und Nachwuchs gemacht wurde. Wenn das keine tolle Botschaft für ein Date ist!

Mitten im Show-Down passiert etwas Seltenes. Es gibt einen ziemlich coolen Überraschungseffekt. Ich will nicht mehr verraten, aber das gesamte Kino lässt, als das herauskommt, ein lautes hohes „Oh“ von sich. Durchaus gelungen.

Und da ist der Film auch schon vorbei. Und eh man sich’s versieht, steht man in großen Trauben gut gelaunt vor dem Kino und unterhält sich. Und das, obwohl es kalt ist. Ein gutes Zeichen, speziell für ein Date. Denn ein gutes Date geht nach dem Film weiter. Schließlich will man sich ja noch etwas beschnuppern.

Ein klares Minus auf der Dating-Skala ist das Aussehen der Schauspieler: Es gibt einfach zu viele sehr gut aussehende Menschen in diesem Film. Das Auge freut sich, doch bei einem Date vergleicht man sich unterbewusst. Man will dem eigenen Date ja gefallen. Und da ist es für das Selbstbewusstsein nicht so gut von so viel künstlicher Schönheit umgeben zu sein (auch wenn viele Darstellerinnen auf vampirisch-magische Weise dieselbe Nasenform haben). Die Sahnehaube, oder vielleicht für die Mädels das Sahnestückchen, ist Taylor Lautner. Er strippt über eine gesamte Szene hinweg und zeigt was ein Top-Body mit echtem Six-Pack ist. Anschließend verwandelt er sich in einen schnurrenden Wolf. Die Ladies sind begeistert. Das musst du als Typ halt schmunzelnd wegstecken.

Zweites klares Date-Minus: Es ist gut, die Vorgeschichte zu kennen um Seitenhiebe und Anspielungen voll genießen zu können. Und das sind vier Filme.

Summa Summarum bekommt „Twilight – Breaking Down 2“ immerhin 8 von 10 Date-Punkten (0 Punkte: Katastrophe, 10 Punkte: super Date-Film). Das ist großzügig und besser als Skyfall (hier geht’s zur Kritik). Abzüge ergeben vor allem die vielen gut aussehenden Protagonisten und dass er nicht ohne Vorkenntnis voll genießbar ist.

Der Film würde für ein Paar funktionieren und sie nicht von ihrer eigentlichen Mission „First Date“ abbringen. Er würde für angenehme Unterhaltung sorgen, um anschließend mit der im Kino gewonnenen Nähe noch etwas zu unternehmen. Viel Spaß dabei.

Wie ist Eure Meinung? Wie hat Euch der Film gefallen? Wer war mit einem Date drin? Schreibt mir, ich freue mich über Eure Reaktion.